Gems / Edelsteine – eine kleine Anleitung

Auf vielfache Bitten und Nachfragen möchte ich dem Besucher meiner Kunstkramkiste heute eine kleine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Zeichnen von Gems / Edelsteinen an die Hand geben. Bevor ich jedoch damit beginne, sind einige Vorbemerkungen wichtig, die zum Gelingen der Zeichnung beitragen sollen. Ich habe für die Farbgestaltung Polychromos-Farbstifte von Faber Castell verwendet. Diese Stifte gibt es in einer großen Farbvielfalt, besitzen eine wunderbar weiche Pigmentierung und die Farben lassen sich untereinander gut mischen, was wichtig ist, wenn man zum Beispiel opalisierende Steine zeichnen möchte. Außerdem lassen sich die Pigmente gut mit dem Papierwischer bzw. Estompen verteilen. Auch dieses Hilfsmittel ist unabdingbar für das Gelingen der Steine. Nach jeder Farbschicht, die ich aufgetragen habe, habe ich diese grundsätzlich mit dem Papierwischer „weichgezeichnet“ und geglättet – je nach Papierqualität entsteht so eine entweder sehr glatte Oberfläche (siehe auch mein letzter Beitrag) oder der Stein nimmt die Papierstruktur an. Entsprechend der eigenen Gestaltungsabsicht sollte also auch auf die Papierwahl geachtet werden. Statt eines Papierwischers kann man auch einen weißen Farbstift verwenden. Für die weichen Lichtreflexe am oberen und unteren Rand benutzte ich einen Radierstift (Tombow Mono Zero Ultra-Fine 2,3mm), der ähnlich wie ein Druckbleistift funktioniert, und für die starken Lichtreflexe einen weißen Hybrid-Gelroller 1,0mm.

Gerade Halbedelsteine zeichnen sich durch kleine Einschlüsse, Maserungen oder gar Marmorierungen aus. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Aus diesem Grund habe ich meine Anleitungen in insgesamt 9 Schritten erstellt und drei verschiedene Steine gestaltet. Am Beispiel des Steines A erkläre ich die einzelnen Schritte. Beispiele B und C habe ich entsprechend der Arbeitsschritte nummeriert. Für die fertige Zeichnung mit Fassung und die Gestaltung rund um den Stein verwendete ich Eco-Pigmentliner 0,1 von Faber Castell.

Stein A

SB_TutorialGemsA_18062016

SB_TutorialGems01_18062016Schritt 1:

Zeichne mit einem Pigmentliner die äußere Form des Steines.

Schritt 2:

Wähle dir drei Farben, in denen dein Stein erstrahlen soll. Nimm die hellste der drei Farben und grundiere ganz zart. Verwische diese Fläche mit dem Papierwischer. (Anmerkung: Dieses Verwischen habe ich nach dem Auftragen jeder Farbschicht durchgeführt, sodass ich das in den kommenden Arbeitsschritten nicht wiederholen werde.)

Schritt 3:

Nimm die nächstdunklere Farbe und lege diese Farbschicht so über die erste, dass im unteren Drittel des Steines die Farbschicht darunter unangetastet bleibt. Achte beim Verwischen darauf, dass sich ein fließender Farbübergang entwickelt.

SB_TutorialGems02_18062016

Schritt 4:

Wiederhole Schritt 3 nun mit der dunklen Farbe, wobei auch hier von der zweiten Farbe ein Bereich um die erste Farbe unangetastet bleiben soll.

Schritt 5 und 6:

Wiederhole die Arbeitsschritte 3 und 4 bis zur gewünschten Farbintensität. Vergiss das Verwischen nicht und achte darauf, dass die Farben zum Rand des Steines dunkler werden.SB_TutorialGems03_18062016

Schritt 7:

Lege nun mit einem sehr spitzen Buntstift die Einschlüsse, Maserungen oder Marmorierungen des Steines an, wenn du das wünschst. Verwische, denn so rückt diese Struktur optisch in das Innere des Steins.

Schritt 8:

Mit der dunkelsten Farbe kannst du die Struktur noch betonen. Ich nehme dafür auch gern einmal einen sehr spitzen schwarzen Farbstift, wenn der Stein eher dunkel ist. Verwische und erst dann legst du nun mit dem Radierstift die weichen Lichtreflexe am oberen und unteren Rand des Steines an, wobei der untere Lichtstreifen sehr nah am Rand sein sollte. Mit einem weißen Gelroller kannst du jetzt die Starke Lichtspiegelung auf die Oberfläche des Steines zeichnen. Durch Unterbrechungen der Spiegelung wirkt das authentischer. Auch im unteren Bereich können durchaus kleine Spiegelungen eingezeichnet werden.

Schritt 9:

Mit dem schwarzen Farbstift kannst du nun den Stein am Rand vorsichtig schattieren, sodass eine Raumillusion entsteht und der Stein an Tiefe gewinnt.

 

Der Stein an sich ist nun fertig, sieht aber noch recht langweilig aus. Und so wie im richtigen Leben wird er durch die richtige Fassung veredelt. Wir haben auf dem Papier dann noch die Möglichkeit, die Umgebung zu gestalten. Beachte, dass der Stein ein Körper ist und entsprechend einen Schatten wirft. Nutze für das Schattieren auch deine Farbstifte, die du für den Stein verwendet hast. Dadurch wirkt dieser leicht durchsichtig . Ich mische hier fast immer den Bleistift, den ich zum Schattieren des gesamten Bildes verwende, mit der Farbe des Steines.

SB_TutorialGemsA_Beispiel_18062016

 

Stein B und C

Farbwahl Stein B
Farbwahl Stein B
Farbwahl Stein C
Farbwahl Stein C

SB_TutorialGems01BC_18062016SB_TutorialGems02BC_18062016SB_TutorialGems03BC_18062016

SB_TutorialGemsB_Beispiel_18062016

SB_TutorialGemsC_Beispiel_18062016

Ich wünsche viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren, Nachmachen und Experimentieren.

Mein erster Kritzelkurs

Heiß war es heute, sommerliche 28 Grad zeigte das Termometer. Selbst jetzt, wo sich der Tag dem Ende neigt, haben wir hier noch 25 Grad. Das Licht und die Farben tuen gut und streicheln die Seele.

Auf Wunsch einiger Kolleginnen habe ich heute meinen ersten Kritzelkurs durchgeführt. Sie haben mir in den letzten Monaten hin und wieder einmal auf die Finger geschaut und sich von den Mustern verzaubern lassen. Das wollten sie auch können. Und unter dem Motto „Wenn eine Stimme in dir flüstert, du könnest nicht zeichnen, dann nimm einen Stift in die Hand und zeichne und die Stimme wird verstummen“ trafen wir uns mit etwas Verzögerung (leider gibt es immer wieder Menschen, die bevorzugt Steine sammeln, die sie anderen dann in den Weg legen können) in kleiner Runde zum entspannten Kritzeln.

Ich hatte im Vorfeld einige Sachen vorbereitet, habe gute Pigmentliner von Staedtler und Faber Castell besorgt, eine Handreichung, die zum Weitermachen einlädt und mit kleinen Musteranleitungen und Informationen angereichert ist,  gestaltet, verschiedene Papiere in den unterschiedlichsten Formen und Größen zugeschnitten und all das in einen nett bekritzelten Kritzelkramumschlag gesteckt, den ich zusammen mit Probierpapier in einfacher Druckerpapierqualität auf den Arbeitsplätzen „anrichtete“.

Kritzelkramumschlag mit diversen Kritzelmaterialien
Es ist angerichtet.
Kritzelwahrheiten

Anschauungsmaterial habe ich durch meine persönliche Sammlung reichlich und so konnte es losgehen. Nach einer kleiner Einführung, bei der es eine erste kleine Aufgabe zu erfüllen gab, um die Angst vor dem weißen Papier und dem Stift zu nehmen (Solange ich rede, darf der Stift das Papier nicht verlassen.), wurde es praktisch. Es war erstaunlich, wie schnell dieser wunderbare Entspannungszustand selbst in einem Klassenraum meiner Schule nach einem heißen Arbeitstag entstand. Im Hintergrund hatte ich leise, meditative Musik laufen, die das Hineingleiten in die Entspannung noch unterstützte. Für Erstaunen sorgte, als ich zeigte, wie scheinbar schwierige Muster gezeichnet werden. Manches sieht eben schwieriger aus, als es tatsächlich ist. Und das Ausprobieren und Gelingen sorgte automatisch dafür, dass man sich selbst kleine Erfolgserlebnisse schaffen konnte.

Ursprünglich sollte dieser Kurs eine bis eineinhalb Stunden maximal gehen. Aber so recht aufhören wollte man nicht, sodass daraus reichliche zwei Stunden wurden. Schön war es, entspannt und entspannend.

Ich danke an dieser Stelle den Teilnehmern, dass sie trotz der etwas widrigen und hinderlichen Umstände noch bereit und in der Lage waren, sich auf diese schöne Art des meditativen Zeichnens einlassen wollten und konnten.

Ich freue mich auf ein nächstes Mal.

How-to-do: Linienspiele 06

 

Wie ich bereits ankündigte, möchte ich an dieser Stelle eine weitere Lektion in meinem Linienspiellehrgang veröffentlichen.

Zöpfe

Man beginnt mit einer Wellenlinie. Auf dieser markiert man sich etwas oberhalb in Scheitelpunkthöhe einer jeden Kurve mit einem Punkt die Stelle, an der sich die Linien treffen. Nun zeichnet man innerhalb der Kuve die einzelnen Linien so, dass sie oben jeweils die Kurve versetzt berühren, unten jedoch in dem markierten Punkt zusammentreffen.

Möchte man den so entstandenen Zopf einbinden, zeichnet man die Linien nach dem selben Prinzip weiter, wobei man nicht mehr nur die Kurve als Begrenzung betrachtet, sondern im Bild bereits vorhandene Linien. Es empfiehlt sich, von oben nach unten zu arbeiten, damit man den Überblick behält.

Aufgabe 1

Zeichen verschieden dichte Wellenlinien nebeneinander. Nun gestalte sie als Zöpfe. Zeichne danach die Zöpfe so weiter, dass sie einander berühren.

Aufgabe 2

In dieser Übung wird nur eine Wellenlinie genutzt. Zeichne diese Wellenlinie wie eine Spirale. Nun gestalte wie oben beschrieben den Zopf, nachdem du dich entschieden hast, ob du von Innen nach Außen oder umgekehrt zeichnest. Der Zopfcharakter geht bei dieser Übung / Anordnung etwas verloren, doch die entstehende Struktur ist ebenfalls sehr spannend.

Viel Vergnügen beim Ausprobieren und Anwenden!

 

Linienspiel Zöpfe

Quasi zwischendurch entstand diese Linienspielerei, bei der ich auf die Möglichkeit gestoßen bin, Zöpfe und zopfähnliche Strukturen zu zeichnen. In den nächsten Tagen werde ich in einer neuen kleinen Lektion vorstellen, wie sie zu zeichnen sind. Gezeichnet habe ich mit einem Pigmetliner 0,1 auf Kopierpapier 20×20 cm.

How-to-do: Linienspiele 05

Ecken und Kanten

Urlaub, endlich. Es sind zwar noch einige Wege zu erledigen, doch ich komme nun langsam dazu, mich wieder auf das zu besinnen, was mich ausmacht und was mir wichtig ist. Schon lange hatte ich mir vorgenommen, den Linienspiel-Lehrgang fortzusetzen. Nun habe ich mir die Zeit genommen und die nächste Lektion vorbereitet.

Bisher haben wir alle Linien in runder oder geschwungener Form gezeichnet. Ecken entstanden meist nur da, wo wieder und wieder ein plötzlicher Richtungswechsel notwendig war oder aber sich Linien in einem Punkt trafen. Gerade die Richtungswechsel sind es, die hier nun zum Einsatz kommen sollen.

1. Basislinie zeichnen

Wir beginnen mit einer Linie, die immer wieder die Richtung wechselt und deren Teilabschnitte gerade sein sollen. Wer sich unsicher fühlt, kann hier durchaus ein Lineal verwenden.

2. Neigungsvorgabe der Kanten

Nun geben wir uns am besten mit einer feinen Bleistiftlinie ausgehend von den entstandenen Ecken die Richtung vor, in der die Kante entstehen sollen. Später können sie ausradiert werden bzw. ist bei genügend Übung gar nicht mehr nötig. In meinem Beispielbild habe ich das durch rote gestrichelte Linien gekennzeichnet. Danach zeichnet man ähnlich wie bei den bereits bekannten Linienspielen weitere Linien, indem man parallel zu der Vorgängerlinie diese wiederholt und jeweils an der Hilfslinie die Richtung wechselt.

Je nachdem, wie man sich die Richtung der Kanten vorgibt, wird man feststellen, dass der Abstand zu der Vorgängerlinie entweder schmaler oder breiter wird. Wichtig ist jedoch Parallelität.

3. Viele Wege führen zu unterschiedlichen Bildwirkungen

Wenn man nun in seinem Format kleine geometrische Flächen ins Spiel bringt, um Akzente zu setzen, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Man kann zum Beispiel wie in Beispiel 1 sich systematisch in eine Richtung (markiert durch den Pfeil) vorarbeiten und die geometrische Form als Anlass für neue Richtungswechsel nehmen. Hier gibt es nur eine Basislinie.

Oder aber man gib tsich zwei Basislinien vor und zeichnet die Abfolge der Linien in unterschiedliche Richtungen. In dem Beispielbild 2 kann man gut erkennen, wie anders die Wirkung ist, obwohl mit den gleichen geometrischen Flächen gearbeitet wurde.

Abschließende Aufgabe

Nun wollen wir anwenden, was wir bisher erprobt haben.

1. Zeichnen Sie auf ein Blatt Papier (zum Üben ist Din A6 ideal) mindestens 5 verschiedene geometrische Flächen. Achten Sie darauf, dass diese nicht zu groß sind.

2. Nun zeichnen Sie in das mittlere Drittel des Blattes zwei unterschiedliche Basislinien, wobei diese durchaus auch Rundungen und Bögen zeigen können.

3. Beginnen Sie nun mit dem Linienspiel. Denken Sie dabei gar nicht großartig darüber nach, sondern entscheiden Sie spontan, ob Sie in eine Richtung oder in zwei Richtungen zeichnen. Stoßen Linien aufeinander, kann es passieren, dass neue Teilflächen entstehen. Diese Binnenflächen füllt man einfach nach Innen entsprechend der Linienspielregeln.  Ihrer Spontanität, Intuition und Kreativität sind keinerlei Grenzen gesetzt.

Bei entsprechender Dichte erzeugt man einen Flimmereffekt, wie ihn die Künstler der OpArt für ihre Bilder nutzten.

Viel Erfolg!

Alles dreht sich – Anwendung des Linienspiellehrganges Spiralen

Nachdem ich mich mit der Erarbeitung der vierten Lektion zum Zeichnen von Linienspielen befasst hatte, ließ mich diese Technik nicht zur Ruhe kommen und ich gestaltete ein Lineinspiel, welches ausschließlich aus Spiralen besteht. Ich habe bei allen Spiralen mit Basislinien gearbeitet und das Blatt von innen heraus nach außen zum Rand wachsen lassen. Durch die unterschiedliche Größe und die entstandenen Gruppierungen ist dieses Linienspiel voller Bewegung. Allerdings muss man beim Zeichnen ständig das Blatt drehen, was auf Dauer etwas mühselig ist. Verwendet habe ich weißen Zeichenkarton Din A5 und einen schwarzen Pigmentliner 0,3mm.

How-to-do: Linienspiele 04

SPIRALEN

Für einen schönen Blickfang bei Linienspielen sorgen immer wieder Spiralen. Ich habe festgestellt, dass es hier ganz unterschiedliche Möglichkeiten gibt, diese zu zeichnen. Das bietet natürlich auch die Option, sich die Technik auszusuchen, die einem am ehesten liegt.

Bei den Beispieln A1 – A3 habe ich Basislinien gezeichnet, die Orientierungshilfe, aber auch Formgeber sind.

Spirale A1

Hier beginnt man mit einer einfachen Spirale, die in einer langen, geschwungenen Linie endet, als Basislinie. Nun zeichnet man die ersten Linien und beginnt damit im Zentrum. Die ersten Bögen treffen sich alle im Scheitelpunkt der Spirale (A1-1).

Danach behält man die Bögen bei, verlässt jedoch den zentralen Punkt und verschiebt die Bögen immer wieder ein kleines bisschen. Durch die Schwingung der Basislinie werden die Bögen immer größer (A1-2).

Beenden Sie nun die Spirale, indem Sie die Linien bis zum Fußpunkt der langen geschwungenen Linie weiterzeichnen (A1-3). Von hier aus bieten sich wieder neue Möglichkeiten, um das Linienspiel fortzusetzen.

Doppelspirale A2

Ein schönes Linienspiel entsteht, wenn man die unter A1 erklärte Spirale mit einer zweiten kombiniert. Zeichnen Sie sich dafür wieder eine Basislinie, wobei die erste Spirale nicht in einer langen geschwungenen Linie endet, sondern wie bei einem großen geschwungenen S als zweite Spirale in entgegengesetzter Richtung fortgesetzt wird. Nun wiederholen sich die Zeichenregeln von A1, jedoch muss eben jeder Arbeitsschritt doppelt durchgeführt werden: Zeichnen der zentralen Bögen mit Bezugspunkt oben und unten (A2-1), Zeichnen der versetzten und größer werdenden Bögen bis zum Fußpunkt der ersten Spirale (A2-2). Nun drehen Sie das Blatt und wiederholen die Arbeitsschritte bei der zweiten Spirale (A2-3). Es entsteht eine schöne geschlossene Form.

Schneckenhaus A3

Die nächsten beiden Spiralen ähneln eher Schneckenhäusern, da sie eine etwas rundere Form haben, während die eigentliche Spirale in A1 und A2 eher einer Elipse entspricht. Beide Zeichentechniken, die ich zeigen werde, haben am Ende die gleiche Form. Doch je nach eigenem Vermögen kann man sich dann für diejenige entscheiden, die einem am ehesten liegt.

A3

Auch hier beginnt man wie in A1 und A2 mit einer Basislinie, wobei die Form runder gezeichnet wird und die Spirale nicht am Ende in einer geschwungenen Linie endet, sondern nach Fertigstellung sozusagen den Eingang zum Schneckenhaus darstellen könnte.  Ebenso wie bei der bisher kennengelernten Technik beginnt man im Inneren mit den Bögen, die sich auf den zentralen Punkt beziehen und setzt diese dann fort, indem man sie versetzt. Durch die gleichmäßig runde Form dieser Spirale werden die Bögen nur geringfügig größer. Wenn man in diese Spirale noch Schatten einzeichnet, bekommt sie wunderbare Tiefe und mutet tatsächlich wie ein Schneckenhaus an.

A4

Hier entsteht am Ende ein ähnliches Schneckenhaus, wie unter A3 erklärt. Jedoch ist das eine Methode, die ohne Basislinie funktioniert.

Zeichnen Sie zuerst einen Kreis (In der Abbildung A4-1 habe ich den Kreis zur Veranschaulichung groß gezeichnet, um die Technik besser sichtbar machen zu können.). Nun zeichnen Sie die ersten Bögen, indem der Schnittpunkt des ersten Bogens mit dem Kreis am Anfang den zentralen Punkt markiert (A4-1).  Dadurch entsteht die Drehung, die einer Spirale zu eigen ist. Beim Weiterzeichnen achten Sie bitte darauf, dass auch hier die Bögen immer größer werden. Es empfiehlt sich, beim Zeichnen immer am äußeren Scheitelpunkt des Vorgängerbogens zu beginnen. Dadurch wird die Spirale gleichmäßiger und das Wachstum der Bögen entsteht fast automatisch (A4-2). Setzen Sie die Spirale nun bis zur gewünschten Größe fort. In meiner Veranschaulichung haben ich in den Schritten 1-3 recht große Abstände für die Bögen gewählt, um vor allem den Größenunterschied zu verdeutlichen. Unter A4-4 sehen Sie, wie eine solche Spirale wächst und wirkt, wenn man die Bögen dicht beieinander zeichnet. Wenn man mag, kann man am Ende den Kreis auch noch mit Bögen füllen oder beginnt gleich mit einem kleineren Kreis.

Abschließende Aufgabe zum Zeichnen von Linienspielen in Spiralform

Zeichnen Sie sich die Basislinien aus A1 – A3 auf ein Blatt Papier, so dass sie sich in einem Punkt treffen. Nun füllen Sie die Spiralen. Danach setzen Sie die Spirale A4 dazu in Beziehung und zeichnen sie, bis sie ein oder mehrere der bereits vorhandenen Bildelemente berührt. Am Ende können Sie noch kleinere Spiralen dazuzeichnen oder das Blatt insgesamt mit bereits erprobten Linienspielen füllen.

Viel Erfolg!

How-to-do: Linienspiele 03

BLÜTENFANTASIEN

Die heutige Übung baut auf der Regel der Linienspiele 02 auf. Erinnern Sie sich an die Regel? Hohe Berge und tiefe Täler. Dies soll auch heute Beachtung finden. Allerdings verwenden wir hier eine geschlossene Form (eine Blüte), die durch das Linienspiel nach außen wächst und schließlich mit den anderen Formen bzw. Blüten verschmilzt. Es entstehen durch die Unregelmäßigkeit der aufeinandertreffenden Blüten interessante Binnenformen, die man entweder auch durch Linien füllt oder mit Mustern (Patterns) wie beim Tanglen.

Zeichnen Sie eine kleine Blüte mit nur einer Linie. Nun umrunden Sie diese Blüte immer wieder. Das kann man in abgeschlossenen Runden zeichnen oder aber spiralig in einer Linie, bei der man den Stift nicht absetzt. Beachten Sie die Regel, dass der Abstand zwischen den Tallinien eng, der zwischen den Berglinien etwas größer ist.

Nun wollen wir eine kleine Blütenfantasie gestalten. Zeichnen Sie dafür auf ein Zeichenblatt (ideal für diese Übung ist das A5-Format) drei kleine Blüten.

  

Ein kleiner TIPP sei mir an dieser Stelle gestattet: Zeichnen Sie an allen drei Blüten gleichzeitig, sodass sie gleichmäßig wachsen, bis sie einander berühren.

Nun entstehen neue Formen aus den Verschmelzungen. Umranden Sie die neue Form unter Beachtung der Berg-und-Tal-Regel weiterhin. Es werden beim weiteren Wachstum kleine Leerfelder entstehen, die man mit Linien oder Mustern füllen kann. Die Blüten lässt man bis zum Blattrand wachsen und ergänzt die Restflächen ebenfalls durch Linien, bis das gesamte Blatt ausgefüllt ist.

Verwendet man mehrere Blüten, wird das Linienspiel dichter.

Viel Erfolg!

How-to-do: Linienspiele 02

WELLENGANG

Bei meiner zweiten Übung ist der Ursprung des Linienspiels eine sanft gewellte Linie. Es lohnt sich, zuerst ein wenig zu experimentieren. Wirklich parallel bekommt man diese Linien wohl nur mit einem guten Computergrafikprogramm auf Vektorbasis hin. Allein durch den für jeden ganz persönlichen Schriftgrad beim Schreiben entstehen automatisch kleine Verschiebungen, die aber durchaus reizvoll sein können. Die Gegenwartskünstlerin Bridget Riley, die sich hauptsächlich auf dem Gebiet der Optical Art – auch OpArt – betätigt, hat auf diese Art Bilder geschaffen, die durch die Dichte der Linien beim Betrachter einen Flimmereffekt auslösen.

Bei meiner heutigen kleinen Übung gibt es eine Regel. Der Abstand zwischen den Berglinien soll immer größer sein, als der Abstand zwischen den Tallinien. Dadurch erreicht man im „Tal“ eine Verdichtung, die Dunkelheit schafft.

Teilen Sie zuerst das Blatt durch eine Wellenlinie. Nun füllen Sie unter Beachtung der Berg-und-Tal-Regel die eine Hälfte des Blattes.


Geschafft? Prima. Je dichter Sie die Linien zeichnen und je gleichmäßiger sie verlaufen, umso größer ist der räumliche Charakter und der Flimmereffekt entsteht. Ein kleiner TIPP an dieser Stelle: Sorgen Sie dafür, dass bei kleineren Linienführungen der Handballen auf der Unterlage aufliegt, bei größeren Linien empfiehlt es sich, den Unterarm kurz vor dem Ellenbogen aufzulegen. So kann man quasi aus dem Handgelenk heraus wunderbar gleichmäßige Linien zeichnen bzw. benutzt den Unterarm fast wie einen Zirkel. Dadurch vermeidet man zittrige und verwackelte Linien.

Kehren wir zurück zu unserer kleinen Aufgabe. Die eine Blatthälfte ist nun gefüllt. Drehen Sie nun das Blatt und füllen Sie die zweite Hälfte ebenso, wie die erste. Berge werden nun zu Tälern und Täler zu Bergen. Entlang der Ausgangslinie „kippt“ das Linienspiel und es entsteht eine interessante Form der Blickführung.

Viel Erfolg!